Der Ausschluss aus dem Forschungsprogramm Horizon ist kein Elfenbeinturm-Problem wie es medial von gewissen Parteien und Kreisen dargestellt wird. Er hat konkrete wirtschaftliche Auswirkungen - für Grosskonzerne, für KMu und Startups. Für den Privatsektor sind die EU-Fördergelder nämlich die wichtigste öffentliche Quelle zur Finanzierung von Forschung und Innovation. Davon tangiert sind KMU und Startups, die in den zurückliegenden Jahren von Fördermitteln des Europäischen Innovationsrates (EIC) profitieren konnten. Bei den EIC-Grants handelte es sich zunächst um ein Pilotprojekt, das mittlerweile ein fester Bestandteil von Horizon 2020 geworden ist. Die bisher daran beteiligten 58 Schweizer Unternehmen haben von 2018 bis 2020 immerhin 109 Millionen Franken erhalten.
Für die Kontinuität der Finanzierung der bisherigen Projekte springt der Bund jetzt mit rund 60 Mio. CHF ein, doch ist diese Übergangslösung nicht zukunftsfähig. Es geht nicht nur um das Geld. Entscheidend ist, dass die Hochschulen und die Privatwirtschaft vom Evaluationsverfahren und vom Netzwerk ausgeschlossen sind. Die überproportionale Teilhabe der Schweiz an den Projekten, sie steht an fünfter Stelle (gleichauf mit Italien!) aller Länder, zeugt von ihrer Bedeutung als Forschungs- und Innovationsstandort, welcher mittelfristig unter dem Ausschluss zu leiden haben wird.
Nicole Rütti zeigt die Folgen in der NZZ vom 31.1.22 auf.
Es scheint eine gewisse, deprimierende Logik zu sein, dass die Schweiz in der causa EU sich genauso ignorant, mutlos und fatalistisch verhält wie in den vergleichbaren aussenpolitischen Konflikten zuvor (nachrichtenlose Vermögen, Schwarzgeld auf Schweizer Banken usf.), die absehbar waren und denen man besser und souveräner mit einer proaktiven Haltung hätte begegnen können. Die Schweiz ist nicht klein, aber kleingeistig. Sie steht wirtschaftlich global auf Platz 20. Man stelle sich vor, wie viel mehr die Schweiz mit mehr Mut und Verantwortungsbewusstsein Europa zu bieten hätte.
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